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Gespendete Muttermilch: Medizin für Frühchen

Frühgeborene und kranke Babys brauchen dringend Muttermilch. Doch nicht immer können ihre Mütter sofort stillen oder ihre Milch abpumpen. Milchspenden aus Schweizer Frauenmilchbanken überbrücken diese Zeit und helfen schwachen Babys.

Frühchen können von gespendeter Muttermilch profitieren.
Frühgeborene Kinder, deren Mütter nicht sofort stillen können, profitieren von gespendeter Muttermilch aus Frauenmilchbanken. Bild: iStockphoto-Thinkstock

Keine Frage: Muttermilch ist die beste Nahrung für Babys. Im Vergleich zu künstlich hergestellter Milch bietet sie Säuglingen wesentliche Ernährungsvorteile. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe bietet sie einen gewissen Schutz vor Infektionen und allergiebedingten Krankheiten wie zum Beispiel Asthma und Neurodermitis und schirmt den Darm vor Bakterien und Pilzen ab. Darüber hinaus ist sie gut verträglich und verdaulich. Gerade schwache Babys profitieren von dieser Milch – für sie ist Muttermilch Medizin.

Frauenmilchbanken stellen Versorgung sicher

Nicht immer können Mütter sofort stillen oder abpumpen. Frauenmilchbanken stellen sicher, dass schwache Babys sofort mit gespendeter Milch versorgt werden können. «Bis die Milch bei der Mutter einschiesst und der Tagesbedarf abgedeckt werden kann, vergehen meist drei bis vier Tage», erläutert Kerri Frischknecht, Schweizer Delegierte für Frauenmilchbanken, Vorstandsmitglied und Sekretärin bei EMBA European Milk Bank Association. Ein anderer Grund dafür, dass eine Mutter nicht stillt, kann darin bestehen, dass sie selbst schwer krank ist. Dann muss Ersatz her.

«Muttermilch ist die beste Nahrung für Babys – Spendermilch, sogenannte Frauenmilch, hat sich als zweitbeste Lösung erwiesen», so Kerri Frischknecht, die im Ostschweizer Kinderspital St. Gallen arbeitet. Vor allem Kinder, die weniger als 1,5 bis 2 Kilogramm wiegen, kommen in den Genuss dieser Nahrung, im Durchschnitt fünf bis sechs Tage lang. Danach können die Mütter in der Regel selbst ihr Kind wieder versorgen.

Ausreichend Spenderinnen von Frauenmilch für Babys

«Für Frühgeborene brauchen wir Milch von Müttern, deren Babys ebenfalls früh auf die Welt kamen», erklärt Kerri Frischknecht. Denn die Zusammensetzung von Muttermilch verändert sich von Tag zu Tag, von Woche zu Woche entsprechend der Bedürfnisse des Babys. Spenderinnen finden sich meist ausreichend. «Die Frauen sind froh und dankbar, wenn sie helfen können. Viele melden sich von selbst, wenn sie mehr Milch haben als sie für ihre Babys benötigen», berichtet die Still- und Laktationsberaterin IBCLC. Geld bekommen die Mütter für ihre Milchspende nicht. Zu gross wäre die Gefahr, dass Geld unseriöse Spenderinnen anzieht, die die Milch verdünnen könnten.

Ein Bluttest entscheidet, ob eine Mutter als Spenderin in Frage kommt. So wird das Blut auf Erreger von HIV, Hepatitis B und C und Lues, einer sexuell übertragbaren Krankheit, überprüft. Selbstverständlich darf die Spenderin nicht rauchen, keinen Alkohol trinken und keine anderen Drogen zu sich nehmen. Meist pumpen die Spenderinnen die Milch im Spital ab, wenn sie ihre eigenen Babys besuchen. Hier bekommen sie auch sterile Flaschen und Pumpen, um auch zu Hause Milch sammeln zu können. Bevor die Frauenmilch verwendet wird, wird sie im Spital pasteurisiert, also erhitzt, um Keime abzutöten.

820 Liter Muttermilch für 450 Babys

Milchbanken gibt es im Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, Kantonsspital Aarau, Unispital Basel, Inselspital Bern, Kantonsspital Luzern und in der Frauenklinik St. Gallen. In diesen Spitälern wurden 2011 insgesamt 820 Liter gespendet, die 450 Babys zu Gute kamen. Mehr Milch wäre besser? «Keineswegs», findet Kerri Frischknecht. «Je weniger gespendete Frauenmilch verbraucht wird, umso besser ist es!» Ziel müsse sein, die leiblichen Mütter so gut zu unterstützen, dass sie selbst möglichst schnell stillen oder abpumpen können, denn ihre Milch ist am besten auf die Bedürfnisse ihres Babys angepasst. «Frauenmilchbanken bieten keinen Ersatz für die Milch der leiblichen Mütter, sondern überbrücken Versorgungs-Engpässe.»

Weiterführende Links:

  • EMBA European Milk Bank Association: europeanmilkbanking.com
  • International Milk Banking Initiative: internationalmilkbanking.org/index/worldbanks
  • Ostschweizer Kinderspital St. Gallen: kispisg.ch

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