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Ist das noch Liebe? Wann eine Paartherapie Sinn macht

Was ist eine Paartherapie?Verschiedenen FormenOnline oder PraxisKostenNutzenRisikenUnzufriedenheit bei TherapieZwangZeitpunktNach der Therapie

Egal, ob es darum geht, die Leidenschaft wiederzubeleben, Konflikte besser zu managen oder einfach nur die Kommunikation zu verbessern – Paartherapie bietet Werkzeuge und Perspektiven, die tiefgreifende Veränderungen bewirken können. Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du und dein Partner durch gezielte Unterstützung eine stärkere, tiefere Verbindung aufbauen könnten?

Eine Frau sitzt traurig am Bettrand, ihr Partner ist im Hintergrund.
Zofft ihr euch regelmässig und dreht euch im Kreis: Dann könnte eine Paartherapie Sinn machen. © Vladimir Vladimirov / E+

Mirjam und Sue sind seit über einem Jahrzehnt zusammen, doch in letzter Zeit häufen sich Missverständnisse und Spannungen zwischen ihnen. Sie bemerken, dass alte, ungelöste Konflikte wieder aufbrechen und ihre einst so leichte Kommunikation nun oft in Streit endet. Beide erkennen, dass sie aus diesem negativen Muster alleine nicht herausfinden, und beschliessen daher, eine Paartherapie in Anspruch zu nehmen. 

Was ist eine Paartherapie?

Paartherapie ist ein Bereich der Psychotherapie, der darauf abzielt, Kommunikationsmuster zu verbessern, Konflikte effektiver zu lösen und das gegenseitige Verständnis und die emotionale Verbindung zwischen Partnern zu vertiefen. In der Therapie arbeiten Paare mit einem ausgebildeten Therapeuten, der Techniken und Übungen einsetzt, um Beziehungsprobleme zu erkennen und anzugehen. Sie bietet einen geschützten Rahmen, in dem beide Partner offen über ihre Bedürfnisse und Wünsche sprechen können.

Die verschiedenen Formen einer Paartherapie

Es gibt verschiedene Formen der Paartherapie, die jeweils unterschiedliche theoretische Grundlagen haben und verschiedene Techniken verwenden.

Emotionsfokussierte Therapie (EFT)

Diese Therapieform basiert auf der Annahme, dass emotionale Reaktionen innerhalb der Beziehung zentral für die Partnerdynamik sind. Sie zielt darauf ab, die emotionalen Bindungen zwischen den Partnern zu stärken und negative Interaktionsmuster zu verändern.

Verhaltenstherapeutische Paartherapie

Diese Methode konzentriert sich auf die Veränderung von Verhaltensweisen, die zur Beziehungsproblematik beitragen. Durch die Anwendung von Techniken wie Verstärkungsplänen und Kommunikationstraining sollen konstruktive Verhaltensweisen gefördert und destruktive abgebaut werden.

Gottman-Methode

Entwickelt von den Psychologen John und Julie Gottman, basiert dieser Ansatz auf jahrzehntelanger Forschung und fokussiert sich darauf, die Kommunikation zwischen den Partnern zu verbessern, Konflikte gesund zu managen und die Intimität zu verstärken.

Narrative Paartherapie

Diese Form verwendet eine methodische Herangehensweise, bei der Paare ermutigt werden, die Geschichten ihres Lebens und ihrer Beziehungen neu zu erzählen und umzuschreiben. Ziel ist es, problematische Narrative zu identifizieren und zu ändern, um ein neues Verständnis und neue Perspektiven in der Beziehung zu schaffen.

Systemische Paartherapie

Hierbei wird die Beziehung in einem breiteren sozialen und familialen Kontext betrachtet. Die Therapeutin hilft den Partnern zu erkennen, wie externe Einflüsse und familiäre Muster ihr Verhalten und ihre Interaktionen beeinflussen.

Integrative Paartherapie

Dieser Ansatz kombiniert Elemente aus verschiedenen Therapieformen, um eine auf die spezifischen Bedürfnisse des Paares zugeschnittene Behandlung anzubieten. Dabei können Techniken aus der EFT, verhaltenstherapeutischen Ansätzen und anderen Methoden integrativ verwendet werden.

Ob online oder in der Praxis: Die Paartherapie könnt ihr Ortsunabhänig durchführen

Ein Paar spricht mit einer Therapeuten für eine Online-Paartherapie.
In einer Paartherapie versucht man Beziehungsprobleme zu erkenne und zu lösen. 
© Srdjanns74 / iStock / Getty Images Plus

Paartherapie kann in verschiedenen Umgebungen durchgeführt werden, die jeweils ihre eigenen Vorteile bieten.

Therapiepraxis

Die traditionellste Form der Paartherapie findet in den Räumlichkeiten eines ausgebildeten Therapeuten statt. Diese Umgebung ist oft speziell darauf ausgerichtet, eine ruhige, private und professionelle Atmosphäre zu bieten, in der sich Paare öffnen und intensiv an ihren Beziehungsproblemen arbeiten können.

Online-Therapie

Mit dem Fortschritt der Technologie ist es zunehmend verbreitet, Paartherapie auch online durchzuführen. Dies erfolgt über Videoanrufe, wodurch Paare die Therapie von zu Hause aus in Anspruch nehmen können. Diese Form der Therapie bietet Flexibilität und Zugänglichkeit, besonders für Paare, die räumlich getrennt sind, einen vollen Zeitplan haben oder in Gebieten leben, in denen der Zugang zu qualifizierten Therapeuten begrenzt ist.

Intensive Therapie-Workshops oder -Retreats

Einige Paare wählen intensivere Therapieerfahrungen in Form von Workshops oder Retreats, die über mehrere Tage oder Wochenenden stattfinden. Diese können in spezialisierten Einrichtungen oder in einem ruhigen, abgeschiedenen Umfeld abgehalten werden, was den Paaren ermöglicht, sich ohne die Ablenkungen des Alltagslebens intensiv auf ihre Beziehung zu konzentrieren.

So viel kostet eine Paartherapie

Die Gesamtkosten der Paartherapie können erheblich variieren, je nach Qualifikation des Therapeuten, Standort und Therapieform. Eine typische Therapiesitzung dauert etwa 60 bis 90 Minuten und kostet zwischen 120 und 250 Franken. Einige spezialisierte oder sehr erfahrene Therapeutinnen können jedoch höhere Gebühren verlangen. Darüber hinaus könnte die Gesamtanzahl der benötigten Sitzungen die Kosten beeinflussen, die von den spezifischen Problemen und Zielen des Paares abhängen.

Bezahlt die Krankenkasse eine Paartherapie?

Die Kosten für Paartherapie werden in der Regel nicht von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (Grundversicherung) übernommen. Diese deckt normalerweise nur Behandlungen, die als medizinisch notwendig gelten, was traditionell einzelne psychotherapeutische Behandlungen einschliessen kann, wenn sie von einem ärztlich ausgebildeten Psychotherapeuten durchgeführt werden.

Paartherapie wird meistens nicht als medizinische Notwendigkeit angesehen, da sie primär auf die Beziehungsführung und nicht auf individuelle psychische Krankheiten abzielt.

Es gibt jedoch einige Ausnahmen und Möglichkeiten:

  • Zusatzversicherungen: Einige Krankenkassen bieten Zusatzversicherungen an, die spezielle psychotherapeutische Leistungen einschliessen können, darunter möglicherweise auch Paartherapie. Die Verfügbarkeit und der Umfang solcher Deckungen variieren stark je nach Versicherer und gewähltem Paket.
  • Psychiatrische Behandlung: Wenn die Paartherapie im Rahmen einer psychiatrischen Behandlung eines der Partner durchgeführt wird und als Teil dieser medizinischen Behandlung angesehen wird, könnte sie möglicherweise über die Grundversicherung abgerechnet werden.

Diese Nutzen bringen euch eine Paartherapie

Ein Paar verbringt gemeinsame Zeit.
Auch nach Ende der Therapie muss die Beziehungsarbeit weitergeführt werden. 
© Toa Heftiba / Unsplash

Paartherapie hilft Partnern, effektiver zu kommunizieren. Sie lernen, ihre Gedanken und Gefühle klarer und konstruktiver auszudrücken, was Missverständnisse reduziert und die emotionale Verbindung verstärkt. Weiterer Nutzen:

Konfliktlösung

Therapeuten bieten Techniken und Werkzeuge, um Konflikte in einer Weise zu lösen, die die Beziehung nicht schädigt, sondern stärkt. Paare können lernen, Konflikte zu managen, ohne in destruktive Muster zu verfallen.

Tieferes Verständnis

Durch Therapie können Partner tiefere Einblicke in ihre eigenen Verhaltensweisen und die ihres Partners gewinnen. Dies kann zu mehr Empathie und Geduld in der Beziehung führen.

Wiederbelebung der Beziehung

Paartherapie kann dabei helfen, die Leidenschaft und Intimität wiederzubeleben, indem sie Paaren hilft, die emotionalen und physischen Aspekte ihrer Beziehung zu erforschen und zu verbessern.

Verarbeitung von Vergangenheitsbelastungen

Paartherapie bietet einen sicheren Rahmen, um ungelöste Konflikte und Verletzungen aus der Vergangenheit aufzuarbeiten, was zu Heilung und Versöhnung führen kann.

Unterstützung bei Lebensübergängen

Ob es um die Geburt eines Kindes, einen Jobwechsel oder den Ruhestand geht, Paartherapie kann Paare unterstützen, diese Übergänge gemeinsam zu bewältigen und dabei die Beziehung zu stärken.

Prävention von Trennung oder Scheidung

Durch frühzeitige Intervention kann Paartherapie helfen, eine mögliche Trennung oder Scheidung zu vermeiden, indem sie Probleme löst, bevor sie unüberwindbar werden.

Kann eine Paartherapie auch schaden?

Ein Paar hat Streit.
Eine Paartherapie garantiert nicht, dass die Beziehung am Ende hält. 
© FG Trade / E+

Obwohl Paartherapie überwiegend dazu dient, Beziehungen zu unterstützen und zu verbessern, gibt es Situationen, in denen sie auch unerwünschte Effekte haben oder sich als weniger hilfreich erweisen kann.

  • Paartherapie kann manchmal sehr intensive emotionale Erfahrungen heraufbeschwören, da tiefgehende Konflikte und schmerzhafte Gefühle zum Vorschein kommen können. Dies kann besonders herausfordernd sein, wenn Partner nicht bereit sind, diese Emotionen zu bearbeiten oder wenn die therapeutische Unterstützung nicht ausreicht, um diese sicher zu navigieren.
  • Wenn einer der Partner weniger engagiert oder interessiert an der Therapie ist als der andere, kann dies zu einem Ungleichgewicht führen, das die Effektivität der Behandlung beeinträchtigt und gelegentlich zusätzlichen Stress in der Beziehung verursacht.
  • Ein Therapeut, der nicht ausreichend qualifiziert oder erfahren in Paartherapie ist, kann ineffektive oder sogar schädliche Interventionen durchführen. Dies kann zu einer Verschlechterung der Beziehungsprobleme führen, anstatt sie zu verbessern.
  • Manche Paare können eine Abhängigkeit von der therapeutischen Sitzung entwickeln, was dazu führen kann, dass sie ausserhalb der Therapie weniger aktiv an der Lösung ihrer Probleme arbeiten.
  • Während die Therapie normalerweise darauf abzielt, Paaren zu helfen, ihre Probleme zu lösen, kann sie auch dazu führen, dass Partner erkennen, dass ihre Unterschiede unüberbrückbar sind. In solchen Fällen kann Paartherapie dazu beitragen, dass sich Paare der Notwendigkeit einer Trennung bewusst werden.
  • In seltenen Fällen kann die Vertraulichkeit innerhalb der therapeutischen Beziehung verletzt werden, was zu Misstrauen und weiteren Spannungen zwischen den Partnern führen kann.

Das könnt ihr tun, wenn ihr mit dem Therapeuten unzufrieden seid

Wenn du während einer Paartherapie mit deiner Therapeutin unzufrieden bist, ist es wichtig, genau zu reflektieren, was dich stört. Sind es die Methoden, die Haltung oder die Art der Kommunikation? Vielleicht gibt es spezifische Vorfälle, die dich verunsichert haben? Ein offenes und ehrliches Gespräch mit deiner Therapeutin ist ein wichtiger Schritt. Gute Therapeuten sind offen für Feedback und bereit, ihren Ansatz anzupassen, um deinen Bedürfnissen besser zu entsprechen. Kläre auch, ob deine Therapieziele und die deines Partners klar definiert und verstanden wurden. Wenn Gespräche keine Besserung bringen oder du dich weiterhin unwohl fühlst, könnte ein Therapiewechsel sinnvoll sein.

Kann ich meinen Partner zwingen, eine Paartherapie zu machen?

Es ist nicht ratsam, deinen Partner zu zwingen, an einer Paartherapie teilzunehmen, weil der Erfolg stark von der Bereitschaft beider abhängt. Zwang kann nur zu mehr Widerstand und Spannungen führen. Es ist effektiver, offen über deine Bedenken und die Vorteile der Therapie zu sprechen. Ein verständnisvoller Ansatz, bei dem ihr beide eure Gefühle und Bedürfnisse ausdrückt, hilft, eine Basis für die Entscheidung zur Therapie zu schaffen. Wenn dein Partner zögert, gib ihm Zeit, darüber nachzudenken, und biete Informationen über den Therapieprozess und mögliche positive Effekte an, um eine wohlüberlegte und freiwillige Entscheidung zu unterstützen.

Wann ist es zu spät für eine Paartherapie?

Ein Paar steht vor einer Pfütze.
In einer Paartherapie versucht man Beziehungsprobleme zu erkennen und zu lösen. © The HK Photo Company / Unsplash

Es ist selten «zu spät» für Paartherapie, aber der beste Zeitpunkt ist, bevor Probleme zu tief verwurzelt sind. Es gibt jedoch Situationen, in denen die Therapie weniger wirksam sein könnte. Wenn einer oder beide Partner sich emotional distanziert haben und keine Motivation mehr zeigen, an der Beziehung zu arbeiten, oft als «emotionale Scheidung» bezeichnet. Festgefahrene negative Interaktionsmuster können auch schwer zu durchbrechen sein, je länger sie bestehen. Schwere Vertrauensbrüche, wie wiederholte Untreue, erfordern starkes Engagement beider Partner, und wenn einer nicht zur Versöhnung bereit ist, stösst die Therapie an ihre Grenzen. Wenn einer bereits entschieden hat, sich zu trennen, kann eine auf Trennung spezialisierte Beratung sinnvoller sein.

Sind nach einer Paartherapie alle Probleme gelöst?

Paartherapie kann viele Beziehungsprobleme effektiv angehen und oft die Kommunikation und das emotionale Verständnis erheblich verbessern. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass nicht alle Probleme vollständig «gelöst» werden können und dass die Therapie nicht immer zu einer perfekten Beziehung führt. Einige Beziehungsprobleme sind tief verwurzelt und erfordern anhaltende Arbeit. Wenn ein Partner zum Beispiel untreu war, kann dies tiefe Wunden hinterlassen, die das Vertrauen innerhalb der Beziehung erschüttern. Paartherapie kann dabei helfen, die Kommunikation über die Gründe und Umstände des Seitensprungs zu verbessern, sowie Methoden bereitzustellen, um Vertrauen schrittweise wieder aufzubauen.

Die Verbesserungen durch die Therapie sind oft Teil eines fortlaufenden Prozesses, und du musst die erlernten Werkzeuge auch nach dem Ende der Therapiesitzungen weiter anwenden.

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